Trink frisches Brunnenwasser
Seit über 600 Jahren versorgt uns die Stadt Luzern mit Trinkwasser. Sogar unterwegs müssen wir nie darauf verzichten, denn die über 200 Brunnen der Stadt führen Trinkwasser höchster Qualität. Deshalb wollen wir Dich dazu animieren, die Brunnen als Trinkwasserquelle für unterwegs zu nutzen. Finde im Guide den Weg zum nächsten Brunnen und trinke kostenlos eines der besten Wasser der Welt. Passend dazu bekommst Du hier die umweltfreundliche Edelstahlflasche von lucernewater.ch. Scrolle weiter und erfahre alle Hintergründe zur geschichtsträchtigen Wasserversorgung in Luzern.
Hast Du gewusst, dass das alte Brunnennetz seit dem Mittelalter den überwiegenden Teil der Stadt-Brunnen mit Quellwasser von Kriens versorgt? Ausserdem funktioniert dieses Brunnennetz unabhängig vom restlichen Leitungsnetz, braucht keinen Strom und kann deshalb in Notfällen die Stadt mit Trinkwasser bester Qualität versorgen.
Seit der Stadtgründung im 12. Jh. prägen Brunnen die Geschichte der Wasserversorgung. Schauen wir uns ein Beispiel an. Mehr Infos zu einzelnen Brunnen und den schnellsten Weg dahin findest Du im Guide.
Fritschibrunnen
Die Sage vom Bruder Fritschi geht wahrscheinlich auf den Alten Zürichkrieg zurück, als die österreichische Übermacht am Fridolinstag, dem 6. März 1446, bei der Schlacht bei Ragaz unter Mithilfe von Luzernerzünften besiegt worden war. Das Grab des Landsknechts Fritschi soll sich unter dem Brunnen am Kapellplatz befinden. Heute würdigt die Zunft zu Safran den Brunnen an der Fasnacht, indem sie dreimal um den Brunnen fährt, während den umstehenden Personen Orangen zugeworfen werden.
Bild oben: Fritschibrunnen am Kapellplatz.
© lucernewater.ch
Luzerner Trinkwasser ist von hervorragender Qualität und weist eine Vielzahl an wertvollen Mineralien auf. Doch wie kommt es überhaupt dazu, dass das Luzerner Trinkwasser zu einem der besten der Welt gehört? Um diese Frage zu beantworten, schauen wir hinter die Kulissen unserer Wasserversorgung und zeigen die seit Jahrzehnten geleistete, jedoch kaum sichtbare Arbeit.
Wasserversorger im öffentlichen Auftrag
Die private Holding-Firma ewl energie wasser luzern ist im Auftrag der Stadt Luzern für die sichere Wasserversorgung zuständig . Die öffentlich-private Organisation bringt insbesondere zwei Vorteile mit sich: Zum einen ist der Auftrag bezüglich Unterhalt und Ausbau des Systems klar reglementiert und garantiert einwandfreie Leitungsnetze bis zum Haushalt. Zum anderen entsteht eine Balance zwischen dem im öffentlichen Interesse regulierten Wasserpreis und der Wirtschaftlichkeit des Betriebs.
Bild oben: Wasserwerk.
© ewl
Qualität und Sicherheit der Wasserversorgung
ewl besitzt, wartet und baut Fassungen, Reservoire und Wasserleitungen und ist verpflichtet, für erstklassige Wasserqualität bis zum Haushaltsanschluss zu sorgen. Mit ihrem ausgeklügelten System garantiert ewl auch bei einem kompletten Ausfall einer der drei Bezugskomponenten (Quell-, Grund-, Seewasser) vollständige Versorgungssicherheit. Der quantitative Massstab ist der höchste Tagesverbrauch innerhalb der letzten 10 Jahre.
Versorgungssystem der Stadt Luzern
Luzerner Wasser wird über sechs Reservoire und ein komplexes Leitungsnetz in die Haushalte und Brunnen der Stadt verteilt. Das System besteht aus zwei unterschiedlichen Drucknetzen und dem alten Brunnennetz.
Leitungswasser wird über zwei Druckzonen in die Luzerner Haushalte geleitet. Die hohe Druckzone bezieht Wasser aus den Reservoiren Sonnenberg, Littau und Utenberg. Die niedere Druckzone bezieht Wasser aus den Reservoiren Kreuzbuch, Zimmeregg und Gütsch.
Bild oben: Seewasserwerk Kreuzbuch.
© lucernewater.ch | Franca Pedrazzetti
Diese Aufteilung passt den Leitungsdruck an die Höhenlage der Luzerner Quartiere an und ist durch die effiziente Nutzung der Gravitation sehr umweltfreundlich. Das alte Brunnennetz bezieht Wasser aus Krienser Quellen am Fuss des Pilatus und versorgt die meisten Brunnen der Alt- und Neustadt. Rund 11 Mrd. Liter Wasser fliessen jedes Jahr durch dieses Netz.
Das Versorgungsnetz der Stadt Luzern wird mit drei verschiedenen Wässern gespeist: Seewasser, Quellwasser und Grundwasser. Um zu verstehen, warum Luzerner Trinkwasser eine derart hohe Qualität aufweist, schauen wir uns dessen Herkunft genauer an.
Seewasser
Rund 50% des Luzerner Trinkwassers stammen aus dem Vierwaldstättersee. Seit 1966 wird im Seewasserwerk Kreuzbuch dieses Wasser aufbereitet und verteilt. Im Seebecken wird Wasser aus verschiedensten Zuflüssen lange gespeichert und ist zivilisatorischen Einflüssen der Stadt und Umgebung ausgesetzt. Dank strengen Richtlinien für den Gewässerschutz ist der Vierwaldstättersee auch ohne Aufbereitung sehr sauber und hätte bereits Trinkwasserqualität. Doch genauso strenge Richtlinien für das Leitungswasser fordern eine zusätzliche Aufbereitung, um auch kleinste Rückstände zu beseitigen.
Bild oben: Vierwaldstättersee.
© Luzern Tourismus
Das Wasser wird vom See rund 100 Höhenmeter in das Wasserwerk gepumpt. Dort tötet die Ozonung Keime und Bakterien präventiv ab, Quarzsand filtert grössere Partikel heraus, Aktivkohle baut biologisch aktive Substanzen ab und Chlordioxid verhindert die Mikrobenbildung im Netz. Anschliessend gelangt es in das Reservoir, von wo es in die Haushalte fliesst. Diese Prozesse, insbesondere die Pumpen sind verhältnismässig energieintensiv, doch kompensiert das enorme Volumen des Sees die aufwändige Behandlung und macht es als Quelle attraktiv.
Quellwasser
Seit über 600 Jahren fliesst Quellwasser vom Pilatus in die Stadt Luzern. Unterschieden werden dabei die alten Krienser Quellen und die neueren Eigenthal-Quellen, die die Stadt seit 1875 mit Wasser versorgen. Das neue Quellwasserwerk auf dem Sonnenberg ist eines der modernsten der Welt und wird den Anteil an Quellwasser in den nächsten Jahren auf 40-50% erhöhen.
Bild oben: Vom Pilatus in die Stadt Luzern.
© Luzern Tourismus
Quellwasser durchläuft verschiedene natürliche Reinigungsprozesse. Das Wasser fliesst in den Bergen über Schotter und Steine und sickert langsam durch verschiedene Bodenschichten in den Untergrund. Dabei wird das Wasser gereinigt und nimmt wertvolle Mineralien wie Magnesium oder Kalziumkarbonat auf. Kurz vor dem Austritt aus dem Boden wird die Quelle mit Sickerröhren gefasst und in das neue Quellwasserwerk geleitet.
Quellwasser weist keine zivilisatorischen Mikroverunreinigungen auf. Ausserdem entsteht durch den Höhenunterschied bereits sehr viel Druck, weshalb für die Aufbereitung und die Verteilung weniger Strom gebraucht wird. Dies macht Quellwasser zur ökologischsten und billigsten Variante der Wassergewinnung und bedeutet, dass die Investition in Quellwasser der Umwelt und schlussendlich uns zugutekommt. Das neue Quellwasserwerk im Sonnenberg mit einer der modernsten Filteranlagen der Welt wird zukünftig dafür sorgen, dass noch mehr Quellwasser in die Haushalte Luzerns fliesst.
Grundwasser
Der Rest des Luzerner Trinkwassers ist Grundwasser aus dem Tal der kleinen Emme. Dieses wird von der Stadt seit 1907 dort bezogen. Grundwasser sickert tief in die Bodenschichten ein und nimmt entsprechend viele Mineralien auf, was einen positiven Einfluss auf die Intensität des Geschmacks ausübt. Zur Gewinnung des Grundwassers wird ein Schacht mit kleinen Spalten angelegt. Durch diesen fliesst das Wasser und wird von dort ins Reservoir gepumpt.
Bild oben: Tal der kleinen Emme.
© lucernewater.ch | Franca Pedrazzetti
Bei Grundwasser reicht eine präventive Behandlung mit UV-Desinfektion vollständig aus. Neben den natürlichen Reinigungsprozessen während der Sickerung macht dies vor allem der hervorragende Grundwasserschutz möglich. Dank diesem ist jegliche Agrar- oder Industriewirtschaft und somit eine Beeinträchtigung des Wassers rund um ein Grundwasserwerk verboten.
Wasserhärte und -verteilung
Die jeweilige Herkunft der drei Wässer bestimmt deren Härte und Verteilung auf die einzelnen Quartiere der Stadt. Schauen wir uns deshalb noch einmal den Stadtplan an, um zu erfahren, wohin welches Wasser fliesst.
Leistung aus der Leitung
Die Bemühungen der Stadt lohnen sich: Luzerner Trinkwasser ist qualitativ exzellent, bis zu 1000-mal umweltfreundlicher als Markenwasser aus Flaschen und kostet trotzdem fast nichts (1l = CHF 0.0015). Brunnenwasser ist in der ganzen Stadt sogar gratis! Die heutige Wasserversorgung sowie deren Vorteile sind derart in den Alltag integriert, dass man sie fast nicht mehr wahrnimmt. Doch dies war bei weitem nicht immer so. Deshalb lohnt sich ein Blick in die Geschichte, als Wasser - mehr schlecht als recht - den Alltag des Stadtlebens prägte.
Die Geschichte der Wasserversorgung in der Stadt Luzern steht in enger Verbindung mit gesellschaftlichen, demographischen, medizinischen und baulichen Entwicklungen. Gesundheitliche Probleme im Zusammenhang mit einer unzureichenden Wasserversorgung verfolgen die Stadt bis in das 20. Jh. und bringen grosses Leid mit sich, treiben jedoch genauso hartnäckig innovative Lösungen voran.
Mittelalterliche Schachtbrunnen lösen Epidemien aus
Die ersten Siedler im 12 Jh. beziehen ihr Wasser von der Oberfläche des Vierwaldstättersees und der Reuss. Schon bald ersetzen Sodbrunnen und Zisternen die damals hygienisch unzureichenden Oberflächengewässer. Doch die Schachtbrunnen verschmutzen insbesondere in dicht besiedelten Gebieten schnell und lösen regelmässig tödliche Typhus-, Cholera- und Pestepidemien aus.
Krienser Quellwasser fliesst seit mehr als 600 Jahren ins Brunnennetz
Die Geschichte der Brunnen lässt sich ab 1417 anhand von städtischen Massnahmen zum Aufbau von Infrastruktur und zur Verbesserung der Hygiene oder anhand von Klagen der Bevölkerung verfolgen.
Überliefert ist, dass bereits im 15 Jh. Quellwasser von Kriens in die Brunnen der Stadt fliesst.
Privilegien für die Patrizier
Eine dieser Quellen ist lange Zeit für reiche Patrizierfamilien reserviert, was die Verteilungsschwierigkeiten und die damit zusammenhängende soziale Diskriminierung aufzeigt. Gerade die ärmeren Quartiere der Stadt haben noch lange mit der Wasserversorgung zu kämpfen, denn viele BewohnerInnen müssen ihr Wasser weiterhin aus unsicheren Schachtbrunnen schöpfen. Das Leitungsnetz besteht für mehrere hundert Jahre aus Eichenholz des Allmender Eichwäldlis.
Trotz grossem Wasserverlust und fauligen Leitungen ist dieses System bis 1860 in Gebrauch und versorgt die Stadt mit Wasser. Um die Forstung neuer Eichen zu gewährleisten, ist bis ins 18. Jh. jedes frisch vermählte Paar zum Kauf einer neuen Eiche verpflichtet.
Brunnen sind die wichtigsten Treffpunkte des städtischen Lebens
Die Brunnen der Stadt erfüllen vielseitige Aufgaben. Neben dem Trinkwasser liefern sie Waschwasser für die persönliche Hygiene, Kleider oder Geschirr. Auch Tiere benutzen sie als Trinkwasserstelle.
Besonders prägen sie das gesellschaftliche Leben der Stadt jedoch als Treffpunkt zum Austausch von Klatsch und Tratsch. Erst die moderne Wasserversorgung gegen Ende des 19. Jh. verschiebt dieses Forum in die Cafés und Gaststätten.
Starke Urbanisierung forciert Innovation
Der Aufbau der modernen Luzerner Wasserversorgung entsteht Mitte der 1870er-Jahre aus einer prekären Notsituation heraus. Im 19. Jahrhundert entwickelt sich Luzern zunehmend zu einer florierenden Handels- und Wirtschaftsstadt. Die schnell wachsende Bevölkerung, die sich innerhalb einer Generation auf 32'000 EinwohnerInnen vervierfacht sowie die steigende Produktionskraft überfordern die städtische Wasserversorgung. Dies zwingt die Stadt zu radikalen und innovativen Lösungen.
Bild oben: Bau des Sonnenberg Reservoirs 1874.
© ewl
CHF 1.75 Mio. für Wasserversorgung
Das Gutachten des Wasserversorgungstechnikers Arnold Bürkli von 1872 hält zwei für die Zukunft massgebende Aspekte fest: Erstens untermauert es den öffentlichen Charakter der städtischen Wasserversorgung und zweitens bestimmt es das Eigenthal als einzig sinnvolles Quellgebiet, um die wachsende Nachfrage zu decken.
Aufgrund dieses Gutachtens wird vom Stadtrat die damals sehr hohe Summe von CHF 1 Mio. Franken gesprochen. Letztendlich wird das Projekt sogar rund 1.75 Mio. kosten.
1875: Erstes Eigenthaler Quellwasser versorgt rund 50% der Bevölkerung mit Trinkwasser
Bereits 1874 beginnen die Bauarbeiten des Reservoirs im Sonnenberg und von insgesamt 36 km Leitungen.
1875 fliesst erstmals Eigenthaler Quellwasser in die Gebäude der Stadt. Von den 16'400 EinwohnerInnen haben zu diesem Zeitpunkt rund die Hälfte einen gesicherten Wasserzugang im Haushalt. Die restliche Bevölkerung bezieht Wasser nach wie vor aus teilweise unsicheren Brunnen.
Defizite durch schlechte Preispolitik und Konzeption
Wirtschaftlich verläuft der Betrieb zu Beginn äusserst defizitär, da die Kosten der Wasserversorgung mit der Pauschalverrechnung von CHF 3 pro Raum nur zu einem Drittel gedeckt werden können.
Weit folgenreicher sind jedoch die konzeptionellen Mängel. Die Quellen erweisen sich als weit weniger ergiebig und beträchtlich launischer als von den Experten vorausberechnet. Dies führt zu Verteilungsschwierigkeiten und insbesondere in den Wintermonaten zu prekärem Wassermangel.
Wasserversorgung für arm und reich
Die Stadt reagiert auf diese Schwierigkeiten mit einem sukzessiven Ausbau der Wasserversorgung - insbesondere in den armen Vierteln - sowie mit neuen Quellfassungen bis ins Entlebuch. Um die Jahrhundertwende haben rund 90% der EinwohnerInnen einen sicheren Zugang zu Wasser im Haushalt. Trotzdem bleiben Probleme wie Wassermangel und -verteilung und somit auch Infektionskrankheiten noch länger bestehen. 1907 entsteht das erste Grundwasserwerk in Emmen. Diese Strukturen werden nun stetig ausgebaut, um der steigenden Nachfrage der wachsenden Stadt gerecht zu werden.
Überwindung eines Mythos
Interessanterweise kommt es trotz häufiger Wasserknappheit nie zu einer Nutzung des Vierwaldstättersees. Die Vorurteile gegen die Verwendung von Seewasser zu Trinkzwecken und der Mythos des reinen Bergquellwassers sind noch zu sehr eingeprägt. Erst in den 60er-Jahren kommt man zur Erkenntnis, dass die Förderung des Seewassers die quantitativ, qualitativ und wirtschaftlich einzig sinnvolle Lösung ist. 1963-1966 baut die Stadt deshalb das Seewasserwerk im Würzenbachgebiet.
Bild oben: Seewasserwerk Kreuzbuch.
© lucernewater.ch | Franca Pedrazzetti
Die Geburtsstunde von ewl
In denselben Jahren entstehen ausserdem die weiteren Reservoire im Gütsch, auf dem Utenberg und in Kreuzbuch. Die Planung ist links- und rechtsseitig der Reuss symmetrisch ausgerichtet, um die Quartiere der Stadt möglichst gleichmässig zu versorgen und den Wasserdruck auszugleichen. Ausserdem sind die Reservoire Sonnenberg und Utenberg nicht höher als auf 585 m.ü.M. gebaut, da der Stadtrat die Überbauung der Hügel verhindern will. 2001 überträgt die Stadt die Verantwortung über die Wasserversorgung an ewl und begründet damit die heutig gültige Organisationsstruktur.
Nach über 600-jähriger Entwicklung der Wasserversorgung erstrahlt Luzern als wunderschöne Wasserstadt, in der aus allen Hähnen erstklassiges Trinkwasser fliesst. Doch nicht überall entwickeln sich Gesellschaft und Wasserversorgung simultan. So haben weltweit noch immer rund 700 Millionen Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser und über 1.8 Milliarden beziehen Wasser aus verunreinigten Quellen. Speziell in Subsahara Afrika mangelt es an sicherer Wasserversorgung für die breite Bevölkerung.
Am Beispiel der sambischen Hauptstadt Lusaka zeigen wir die immensen Herausforderungen der lokalen Wasserversorger in städtischen Gebieten der Welt, die verheerenden Folgen einer nicht funktionierenden Wasserversorgung und mögliche Ansätze für positive, zukunftsweisende Veränderungen.
Urbanisierung als Schlüsselfaktor
Die Wasserversorgung der Stadt Luzern war nie so gefordert wie zu Zeiten der starken Urbanisierung Ende des 19. Jh. Seit den 1990er Jahren erfährt auch Lusaka eine starke Urbanisierung, was die Stadt vor ähnliche Aufgaben stellt wie damals Luzern. Nur nehmen die Herausforderungen in der sambischen Hauptstadt ungleich grössere Dimensionen an.
Dieses exponentielle Bevölkerungswachstum hat Folgen für die Stadt Lusaka.
Peri-urbane Stadtgebiete
Rund 65% der Bevölkerung – mehr als die zehn grössten Schweizer Städte zusammen – leben in Sambias Hauptstadt Lusaka in strukturell vernachlässigten, informellen Stadtgebieten.
In diesen Gebieten beträgt das Pro-Kopf-Tageseinkommen im Durchschnitt weniger als $ 1.90. Rund 60% haben keinen sicheren Zugang zur städtischen Trinkwasserversorgung und noch mehr keinen gesicherten Zugang zu sanitärer Grundversorgung.
Folgen des unzureichenden Wasser- und Abwassermanagements
Die daraus entstehenden Krankheiten, wie Cholera, Typhus, Malaria und Durchfallerkrankungen, gefährden die Bevölkerung der ganzen Stadt und bringen nicht nur unmittelbares Leid mit sich, sondern erschweren die Entwicklung der Gesellschaft in vielerlei Hinsicht über Jahre hinweg.
Ähnlich wie in Luzern ist die Wasserversorgung in Lusaka in einem öffentlich-privaten Schema organisiert. Die Wasserversorgungsgesellschaft Lusakas (LWSC) gehört der Stadt und nimmt deren Auftrag wahr.
Lusaka Water & Sewerage Company
Die Lusaka Water & Sewerage Company (LWSC) ist für den Ausbau und den Unterhalt der Infrastruktur sowie für die Wasserqualität verantwortlich.
Alle 11 sambischen Wasserversorger werden vom Nationalen Rat für Wasserzugang und Abwasserentsorgung (Nwasco) jährlich auf ihre Leistung geprüft. Die Nwasco ist auch für die Regulierung der Wasserpreise zuständig.
Abteilung für peri-urbanes Wasser- Abwassermanagement
2008 hat die LWSC auf die demographischen und städtischen Entwicklungen reagiert und für die Wasserver- und Abwasserentsorgung der 35 schnell wachsenden, dicht besiedelten und strukturell benachteiligten Stadtgebieten eine eigene Abteilung gegründet. Seither wird mit dem Bau von Zuleitungen, neuen Bohrlöchern und innovativen Verteilungssystemen (u.a. Wasserkioske und mittels eines Revolving Funds finanzierter Haushaltsanschlüsse) die Wasserversorgung Schritt für Schritt verbessert.
Bezugsquellen & Aufbereitung
Das Wasser für die Versorgung Lusakas stammt vornehmlich aus zwei Quellen: Oberflächenwasser aus dem nahen Kafue River und Grundwasser. Das Wasser des Kafue River wird in einem mehrstufigen Verfahren aufbereitet. Grundwasser wird mit Chlor behandelt. Dies verhindert die Mikrobenbildung im Netz und tötet Typhus- sowie Cholerabakterien ab.
Bild oben: Kafue River.
© WASSER FÜR WASSER
Wasserverteilung
Das aufbereitete Wasser wird in Hochtanks gepumpt und anschliessend nur durch Gravitationskraft über ein Leitungsnetz in Vorgärten oder zu Wasserkiosken verteilt.
Wasserkioske sind zentrale Wasserstationen, die an ein Leitungsnetz angeschlossen sind, an denen die EinwohnerInnen sauberes Trinkwasser gegen einen subventionierten Preis beziehen können.
Fehlende Finanzen für Infrastruktur und Ausbildung
Trotz guten rechtlichen und organisatorischen Grundlagen sowie grossen Bemühungen der Wasserversorgung ist die Stadt Lusaka noch weit von einer flächendeckenden Wasser- und Abwasserversorgung entfernt. Es fehlt nicht nur an finanziellen Mitteln für den notwendigen Ausbau der Infrastruktur, sondern auch an genügend ausgebildetem Personal auf Management- sowie auf Handwerkerebene.
Initiantin von lucernewater.ch ist die Luzerner Non-Profit-Organisation WASSER FÜR WASSER (WfW). Die unabhängige Luzerner Non-Profit-Organisation setzt sich in Mosambik, Sambia und der Schweiz für einen den fairen und nachhaltigen Umgang mit Wasser ein.
Schweizweit fördern bereits über 500 Betriebe und Unternehmen gemeinsam mit WfW den Konsum von Leitungswasser und integrieren das Spenden für Wasserprojekte in ihren Betriebsalltag. In Sambia und Mosambik ist WfW in strukturell benachteiligten peri-urbanen Räumen tätig und engagiert sich für den sicheren Zugang zu Trinkwasser, sanitären Anlagen und Hygiene für alle.
In allen Projektländern legt WfW einen starken Fokus auf die Bildung, Wissensvermittlung und Sensibilisierung.
Aufbau Wasserversorgung
In Zusammenarbeit mit der städtischen Wasserversorgungsgesellschaft und der Multi-Sektor-Organisation Water and Sanitation for the Urban Poor (WSUP) finanziert und unterstützt WfW Trinkwasser-, Hygiene- und Sensibilisierungsprojekte in den ärmsten Stadtgebieten.
Bild oben: Verlegung eines Leitungswassernetzes in John Laing, Lusaka.
© WASSER FÜR WASSER
Förderung selbsttragender Systeme
Dazu gehören einerseits die Bestandesaufnahme der jeweiligen Ausgangssituation, Tür-zu-Tür-Besuche zur Mobilisierung der AnwohnerInnen, die Sensibilisierung für Hygienemassnahmen sowie die Ausbildung von Community-MitarbeiterInnen, andererseits der Bau von Bohrlöchern, Leitungsnetzen, Wasserkiosken und Garten-Anschlüssen.
Sobald das neue Versorgungsnetz in Betrieb genommen wird, kann die Bevölkerung Trinkwasser zu einem subventionierten Preis beziehen. Zahlungsunfähige Personen erhalten kostenlose Wasserbons. Dank dieser Einnahmen funktioniert das System finanziell selbsttragend und kann unterhalten werden. WfW ermöglicht so seit 2013 allein in Sambia über 90’000 Menschen Zugang zu sicherem Trinkwasser.
Berufsausbildung
In Zusammenarbeit mit der lokalen Berufsschule Lusaka Vocational Training Centre (LVTC) fördert WfW die Ausbildung von SanitärinstallateurInnen und WasseroperateurInnen. Dazu gehören insbesondere die Mitfinanzierung von Kurskosten, Infrastruktur, Unterrichtsmaterialien sowie die Unterstützung bei der Einführung neuer Technologien.
Bild oben: Praktische Ausbildung im LVTC.
© WASSER FÜR WASSER
Verknüpfung lokaler Stakeholder
Ein weiteres grosses Anliegen ist die Verknüpfung entscheidender Stakeholder des Wassersektors mit der Berufsschule. Eine lokale Produktionsfirma von Leitungs- und Zubehörmaterial sowie die städtische Wasserversorgungsgesellschaft führen in der Berufsschule wöchentlich Workshops durch.
Mit den Workshops wird das Lehrpersonal mit neuesten Technologien vertraut gemacht und die Schülerschaft gezielt auf ihren Berufseinstieg vorbereitet.
Wasser- und sanitäre Grundversorgung
Die sambische Regierung hat die Vision, bis 2030 alle städtischen Gebiete zu 100% mit sicherem Trinkwasser zu versorgen. Jedoch ist der sichere Trinkwasserzugang erst der Anfang. Genauso einflussreich auf die Gesundheit und den Lebensstandard einer Gesellschaft ist ein funktionierendes Abwassermanagement und eine angemessene sanitäre Grundversorgung.
Deshalb unterstützt WfW die Partnerorganisationen vor Ort vermehrt in der Planung & Umsetzung zukunftsweisender Massnahmen in diesem Bereich.
Seit 2018 ist WfW auch in der mosambikanischen Hauptstadt Maputo aktiv und stärkt durch Infrastrukturprojekte die Schul- und Siedlungshygiene in strukturell benachteiligten Stadtgebieten. In drei Primarschulen hat WfW bereits umfassende Massnahmen umgesetzt und dadurch einen sicheren Wasserzugang und sanitäre Grundversorgung für 6‘500 Schüler*innen ermöglicht. Erfahre mehr über unsere Projektarbeit in Mosambik auf wfw.ch.